Dispositionskredit
Der Dispositionskredit ist eine besondere Form des Darlehens und steht dem Kontoinhaber direkt auf dem Girokonto zur Verfügung. Der Dispositionskredit (auch kurz Dispo genannt) berechtigt den Kontoinhaber zur Verfügung über ein gewisses Guthaben für den Zahlungs- bzw. Bargeldverkehr, auch wenn das Konto nicht mit eigenem Guthaben gedeckt ist.
- Ein Dispokredit ist eine vereinbarte Überziehungslinie auf dem Girokonto, für die Kreditzinsen anfällt.
- Zinsen fallen erst mit Inanspruchnahme an, sind aber vergleichsweise hoch.
- Dispokredite bergen das Risiko der Schuldenspirale.
- Eine Alternative stellen Rahmenkredite dar.
Wie funktioniert ein Dispositionskredit?
Bei einem Dispositionskredit (umgangssprachlich auch als Dispokredit bezeichnet) handelt es sich um eine zwischen Kreditinstitut und Verbraucher vereinbarte Überziehungslinie auf dessen Girokonto. Die Laufzeit ist in der Regel unbefristet und der Dispositionskredit kann auch jederzeit vom Kunden gekündigt werden. Für den in Anspruch genommenen Teil des Kreditrahmens fallen Sollzinsen (Dispozinsen) an, die quartalsweise abgerechnet werden.
Geduldete und ungeduldete Kontoüberziehungen
Im Bankengewesen unterscheidet man grundlegend zwischen einer geduldeten Überziehung (Dispositionskredit) und der nicht geduldeten Überziehung des Girokontos. Eine nicht geduldete Überziehung entsteht beispielsweise durch eine eingelöste Lastschrift ohne ausreichende Girokontodeckung.
Viele Kreditinstitute lösen solche Lastschriften aber gar nicht erst ein. Im Falle einer nicht geduldeten Überziehung entstehen in der Regel sehr hohe Zinskosten. Diese sind noch weitaus höher, als die ohnehin schon hohen Dispozinsen (durchschnittlich ca. 9 % p.a., siehe Grafik unten).
Im Vergleich zu einem normalen Darlehen hat der Kunde beim Dispokredit kein Widerrufsrecht, da es sich bei dem Darlehensangebot um eine verbindliche Willenserklärung handelt, welche durch die Inanspruchnahme begründet wird.
Zinsen beim Dispokredit
Gerade auch in Zeiten von stetig fallenden Leitzinssätzen und entsprechend günstigen Kreditzinsen fragen sich viele Menschen, durch welche Aspekte sich die Zinssätze für Dispokredite berechnen und begründen lassen.
Die Gründe für die hohen Zinssätze auf den Dispositionskredit lassen sich im Wesentlichen in folgenden Argumentationen suchen:
- Das Kreditinstitut muss für die Kunden dauerhaft eine bestimmte Summe für die Verfügungsrahmen der Dispositionskredite bereitstellen und kann in dieser Zeit nicht mit dem Geld arbeiten.
- Gerade in der heutigen Zeit beobachten die Banken die zunehmende intensive Inanspruchnahme der Dispokredite. Im Vergleich zum Abrufkredit, bei welchem vorher umfangreichere Bewertungen erfolgen, sind Dispokredite direkt an das Girokonto gebunden und werden in der Regel unter vergleichsweise leichten Voraussetzungen vergeben.
- Für die Bank stellen Personen, die regelmäßig Ihren Disporahmen nutzen, in gewisser Weise eine erhöhte Ausfallgefahr dar. Begründet wird dies damit, dass die Personen entsprechend über Ihre eigentlich möglichen Lebensverhältnisse leben und somit langfristig gesehen die Gefahr eines Zahlungsausfalles durch Überschuldung steigt.
- Für viele Banken ist die regelmäßige Nutzung des Dispokredites zudem ein Anzeichen dafür, dass der Kunde entweder nicht an einer günstigeren Finanzierungsalternative interessiert ist, bzw. an anderer Stelle schon gar keinen Kredit mehr erhält.
- Die Bank lässt sich dieses erhöhte Ausfallrisiko in Verbindung mit der dauerhaft notwenigen Bereitstellung einer gewissen Disporahmens entsprechend durch höhere Gebühren vergüten.
Rechner zur Zinsersparnis
Wie teuer ein Dispositionskredit im Vergleich zu einem Rahmenkredit sein kann, lässt sich mit dem nachfolgenden Rechner ermitteln. Einfach durchschnittlich genutzten Überziehungsrahmen, Dauer der Betrachtung in Jahren und aktuellen Dispozins eingeben und berechnen. Das Ergebnis zeigt, wie viel Geld sich durch die Nutzung eines Rahmen- anstelle eines Dispokredites sparen lässt:
Das kostet Sie ihr Dispokredit derzeit:
- 10,00%
- effektiver Jahreszins
- 5 Jahre
- Laufzeit
- 1.500,00 €
- Zinsen
- 3.000 €
- durchschnittliche Kreditline
So viel würden Sie mit einem Rahmenkredit sparen:
- 10,19%
- Durchschnittlicher effektiver Jahreszins
- 9,74%
- Durchschnittlicher variabler Sollzins
- 1.461,60 €
- Zinsen
- 38,40 €
- Ersparnis
- 10,56%
- Durchschnittlicher effektiver Jahreszins
- 10,08%
- Durchschnittlicher variabler Sollzins
- 1.512,00 €
- Zinsen
- -12,00 €
- Ersparnis
Stand der Daten: 05.10.2024
Wie hoch kann der Dispo sein?
Voraussetzung für einen Dispositionskredit sind regelmäßige Einkünfte wie zum Beispiel Gehalt, Rente oder Unterhaltszahlungen. Der Verfügungsrahmen beträgt institutsabhängig in der Regel das 2- bis 3-fache der Höhe der monatlichen Einkünfte.
Die anfallenden Zinsen für den in Anspruch genommenen Betrag fallen beim Dispositionskredit sehr hoch aus – 12 und mehr Prozent pro Jahr sind durchaus üblich – im Vergleich dazu: Ratenkredite gibt es wesentlich günstiger, wie unser Kreditrechner zeigt.
Eine Besonderheit des Dispokredites ist, dass dieser uneingeschränkt oft genutzt werden kann. Sobald das Girokonto wieder Guthaben aufweist, kann auch der Dispo erneut genutzt werden. Es handelt sich also um einen zeitlich uneingeschränkten Vertrag, der jeweils durch die Nutzung des Verfügungsrahmens zu Stande kommt.
Eine Kündigung des Kredites im eigentlichen Sinne ist entsprechend nicht nötig, da der Vertrag zeitlich unbegrenzt läuft und nur durch die jeweilige Inanspruchnahme zu Stande kommt.
Ab 1. März 2016: Beratungspflicht bei Dauer-Dispo
Dispositionskredite sind praktisch. Auch wenn eigentlich kein Geld mehr auf dem Konto ist, können die Kontoinhaber die Kontoüberziehung nutzen, um ein Sonderangebot wahrzunehmen, das in zwei Tagen, wenn das Gehalt auf dem Konto eingeht, bereits abgelaufen ist. Dispositionskredite dienen der kurzfristigen Überbrückung von finanziellen Engpässen.
Die Kreditvergabe verläuft denkbar einfach – es gibt keinen Kreditvertrag und keine Sicherheiten. Die Bank räumt den Überziehungskredit nach subjektivem Ermessen ein. Bezüglich der Höhe gilt das monatliche Einkommen als Bezugsgröße, der Dispositionskredit beträgt in der Regel das Ein- bis Dreifache des Gehaltseinganges.
Der Haken ist allerdings, dass die Bank den Dispo jederzeit streichen kann, beispielsweise, wenn die Überziehung über den zugestandenen Rahmen hinausgeht. Der Dispositionskredit hat noch einen weiteren Fallstrick: Die Zinsen sind überdurchschnittlich hoch. So geraten die Kreditinstitute immer wieder in die Kritik der Verbraucherschützer und auch der Politik. Teilweise betragen die Zinsen für genehmigte Kontoüberziehungen bis zu zwölf Prozent, bei ungenehmigten Überziehungen liegen sie sogar noch darüber.
Gute Neuigkeiten für den Dauer-Dispo-Nutzer
Es gibt durchaus nicht wenig Verbraucher, die einen Dispokredit nicht nur dafür nutzen, kurzfristige Kontoüberziehungen wahrzunehmen, sondern die schlicht ihren Lebensstandard auf den Dispo abstellen, sprich ihr Konto zwei Drittel des Jahres oder mehr überziehen.
Seit dem 1. März 2016 sind die Banken dazu verpflichtet, diesen Kunden eine kostengünstigere Alternative zum Dispositionskredit aufzuzeigen. Die nachfolgende Grafik verdeutlicht, warum dies durchaus im Sinne der Bankkunden sein kann:
Verglichen wurden hier die Durchschnittszinssätze für Dispokredite und Privatkredite mit einer Zinsbindung von einem bis fünf Jahren. Das Delta gibt die Differenz der beiden Werte an.
Die Grafik belegt, dass der durchschnittliche Zinssatz für Dispositionskredite ein Vielfaches dessen beträgt, was ein Bankkunde für einen klassischen Ratenkredit bezahlen müsste. Im Grunde läuft die seit 1. März 2016 geltende Beratungspflicht für Bankkunden darauf hinaus, dass der Dispositionskredit in einen Ratenkredit umgeschuldet werden soll. Für den Kunden bedeutet dies durchaus eine erhebliche Ersparnis.
Zinsfalle für arglose Umschulder
Die Umschuldung war für die Banken bereits in früheren Zeiten ein lohnendes Geschäftsmodell, intern Kreditspirale genannt. Jede Filiale hat einen Kundenkreis, der es einfach nicht schafft, auch nach Umschuldung, aus der Dispofalle herauszukommen.
Die Vergangenheit hat gezeigt, dass dieser Kundenkreis spätestens nach einem Jahr wieder eine neue Umschuldung benötigt. Für die Kreditinstitute eine laufende doppelte Einnahmequelle: Zinsen für den Ratenkredit auf der einen Seite, neue Dispozinsen schon kurz nach der Umschuldung auf der anderen Seite.
Wer seine Ausgaben aber der Einnahmesituation anpasst, der findet mit dem Mittel der Umschuldung einen effektiven Weg aus dem Schuldental. Ein umfangreicher Ratgeber zum Thema Umschuldung bietet wertvolle Infos zum Thema.
Rahmenkredite als kostengünstige Alternative zum Dispo
Der Rahmenkredit wird von vielen Banken nicht offensiv beworben, da er in Bezug auf die Zinsen deutlich günstiger ausfällt als ein Dispositionskredit. Es handelt sich um eine Mischung aus Ratenkredit und Dispokredit. Das Zinsniveau des Rahmenkredites bewegt sich zwischen dem eines Ratenkredites und dem Dispo.
Dabei handelt es sich um einen echten Kredit mit Kreditvertrag und gegebenenfalls der Stellung von Sicherheiten, der auf einem gesonderten Konto geführt wird. Der Kunde erhält einen Kreditrahmen eingeräumt, den er bei Bedarf nutzen kann. Zinsen fallen nur auf den tatsächlich in Anspruch genommenen Kreditbetrag an.
Soweit ähnelt das Produkt dem Dispositionskredit. Die Analogie zum klassischen Ratenkredit besteht darin, dass der Darlehensnehmer jeden Monat den in Anspruch genommenen Kreditrahmen wieder tilgt. Dies kann eine feste Rate sein, oder auch ein prozentualer Anteil.
Der Gedanke des Gesetzgebers, durch eine Beratungspflicht für Kreditinstitute um deren Kunden vor der Dispofalle zu schützen, hat sicher etwas Gutes. Für die Banken jedoch ist es im Grunde ein Armutszeugnis, da sie durchaus über Produkte verfügen, welche deutlich günstiger als ein Dispositionskredit sind. Dass sie nicht ausreichend darauf hinweisen, steht in starkem Gegensatz zu den Werbeaussagen der „bestmöglichen individuellen Beratung“.
- 8,99% bis 10,49%
- Effektivzins p.a.
- 8,64% bis 10,02%
- Sollzins p.a.
- 2.500 € bis 25.000 €
- Nettodarlehensbetrag
- 1 bis unbegrenzt
- Laufzeit in Monaten
- 10,56%
- Effektivzins p.a.
- 10,08%
- Sollzins p.a.
- 2.500 € bis 25.000 €
- Nettodarlehensbetrag
- 1 bis unbegrenzt
- Laufzeit in Monaten
Stand der Daten: 05.10.2024